Wolfgangaltar – Osteraltar

Erläutert von Kirchenführerin Betty Götschel

Wandelaltar, 1455, Maler war möglicherweise Valentin Wolgemut (Vater von Michael Wolgemut)

Bildprogramm

Geschlossenes Retabel: Theodor – Levinus – Erhard – Servatius

Geschlossene Predella: Christophorus – Konrad – Wolfgang – Eustachius

Geöffnetes Retabel: Konrad – Auferstehung – Wolfgang

Geöffnete Predella: Jesus als Gärtner – Grablegung – 3 Frauen am Grab

Predella

Karfreitagabend, geschnitzte Figuren, Jesus im Sarg. Sein Gesicht aschfahl, blutige Spuren der Dornenkrone, das Augenlicht gebrochen, sauberes Lendentuch, schöne Faltenkante. Joseph von Arimathia, Mitglied des Hohen Rats, hält liebevoll seinen Kopf, hat sein eigenes, neues Grab bereitgestellt. Bei den Füßen Nikodemus, gelehrter Jude von hohem Rang. Hinter dem Sarg Maria, die Mutter Jesu, Maria Kleophas und Maria von Magdala mit ihrem Attribut, dem Salbgefäß.

Mitteltafel

Nicht mehr Karfreitag, Ostern!

Vorherrschend sind kräftige Farben, rot, grün, gold. Jesus steht vor goldenem Hintergrund im roten Mantel mit Nagelwunden und Seitenwunde. Er hat keine Ähnlichkeit mehr mit der Figur in der Predella, ist eine neue Kreatur, nicht mehr fleischlich, sondern geistlich. So beschreibt es Paulus im 1. Korintherbrief: „Es wird gesät verweslich, aber auferstehen unverweslich“. Wie soll man das malen, eine neue Kreatur, unverweslich? Der Künstler folgt den Malerhandbüchern seiner Zeit und malt die Auferstehung aus dem geschlossenen, versiegelten Sarg. Jesus hat mit dem rechten Bein den Sarg verlassen, das linke steckt noch im Sargdeckel, völlig unrealistisch. In der Apostelgeschichte steht, dass Jesus nach der Kreuzigung seinen Jüngern durch die verschlossene Tür erschien, somit kann er auch aus einem geschlossenen Sarg steigen.

Die Osterfahne flattert im Morgenwind. Bewegung durch Wind ist die malerische Umschreibung für den Geist Gottes. Interessant ist der naturgetreue Schatten der Fahnenstange.

Neben dem Sarkophag vier Grabwächter. Drei schlafen, einer auf dem Deckel, einer ist hellwach und staunt. Da es für die Auferstehung keine Zeugen gibt, malt der Künstler einen Zeugen, wie um sich zu rechtfertigen, dass er etwas malt, was keiner gesehen hat.

Rechter Predellenflügel

Die Salbung am Freitagabend war wegen des Sabbats nicht möglich, so kommen die drei Frauen am Ostermorgen sehr früh zum Grab. Maria von Magdala, mit offenem Haar. Die drei stehen dicht und ängstlich beisammen: „Wer rollt uns den Stein von der Grabestür?“ Jesus wurde in ein Felsengrab gelegt, verschlossen mit einer Steinplatte. Da im Westen Felsengräber nicht üblich sind, wird meist ein Steinsarg mit Deckel gezeigt.

So schreibt Markus: Als sie ankommen, ist das Grab schon offen.

Vor dem Sarg steht ein Engel im weißen Kleid, sehr schlicht, aber mit bedeutsamer Gestik seiner Flügel und Arme, er deutet auf die Mitteltafel. Seine Botschaft steht sichtbar auf dem Goldgrund: „Surrexit“, er ist auferstanden.

Linker Predellenflügel

Nach Johannes: Maria von Magdala sieht Jesus als Gärtner. Grüne Osterwiese, Blüten, Pflanzen, viele Grashalme, zwei Kugelbäume, ein Zaun. Ein Zaunpfahl mit kreuzförmiger Spitze erinnert an den Karfreitag.

Jesus, im roten Mantel mit Schaufel. Daneben Maria von Magdala, die vom leeren Grab kommt. Sie trifft auf den vermeintlichen Gärtner. Mit ihren verweinten Augen erkennt sie Jesus erst, als er ihren Namen ausspricht. Er aber sagt: „Rühr mich nicht an“, noli me tangere. Zwischen den beiden das Salbgefäß und eine hohe Pflanze wie eine Trennungslinie.