Geschichte

1250 – Entstehung und Baugeschichte

Der Bauplatz

Der Bauplatz der heutigen Lorenzkirche lag am Rande eines Hanges, der zur Pegnitz abfällt. Dort stand eine Kapelle, die St. Lorenz zum Hl. Grab geweiht war und der Pfarrei in Fürth unterstand. (Erste Erwähnung dieser Kapelle 4. Juli 1235). Diese alte Kapelle wurde abgerissen. Da Baumaterial teuer war, wurden die alten Steine zum Teil wiederverwendet. Wir finden das alte Baumaterial noch im Dachbodenbereich, an der Apothekertüre und im nördlichen vorderen Seitenschiff.

Die Bauarbeiten

Der Bau von St. Lorenz wurde durch Spenden, Erbschaften und Ablassverkauf gesichert. Entsprechende Urkunden sind die ersten schriftlichen Quellen über die Lorenzkirche. Man geht davon aus, dass um 1300 in diesem Stadtteil 10.000 bis 15.000 Bürger, meist Handwerker wohnten. Der Plan sah vor, eine dreischiffige Kirche mit zwei Türmen und einem sehr hohen Mitteldach zu schaffen. Der Baubeginn wird auf 1250 datiert, 1370/80 kamen die Arbeiten an der Kirche zu einem ersten Abschluss. Die Türme wurden vermutlich gegen 1400 vollendet.

Durch Zuzug von angesehenen, finanzstarken Bürgern wurde der Ruf nach eigenen Familienkapellen lauter, die durch die Versetzung der Außenwand von etwa 1385 bis 1430 geschaffen werden konnten. Um diese Zeit erfolgt auch der Einbau der drei heute noch vorhandenen Emporen. Nachdem die Reichskleinodien seit 1424 in Nürnberg aufbewahrt wurden, kam es zu einem erheblichen Zustrom von Menschen in die Stadt.

Laurentius

In St. Sebald wurde seit langem der eigene Kirchenheilige Sebaldus verehrt (Heiligsprechung 1425), zu dessen Grab viele Menschen pilgerten. Die Lorenzer besannen sich auf die Gebeine des Hl. Deocarus, des Beichtvaters Karls des Großen aus dem Kloster Herrieden. Durch geschicktes Taktieren versuchte man den Heiligen dem Sebaldus gleichzustellen, wodurch auch in St. Lorenz die Zahl der Wallfahrer stieg. Damit hatte man das entscheidende Argument gefunden, um die Kirche durch einen Hallenchor zu erweitern. Die Grundsteinlegung erfolgte im Oktober 1439 beim Stützpfeiler n IV. In der verhältnismäßig kurzen Zeit von 38 Jahren wurde der Hallenchor vollendet. (Da der neue Chor um den alten herum gebaut wurde, fielen keine Gottesdienste aus!)

Als letzte große bauliche Veränderung ist der Aufgang zur Oberen Sakristei zu werten. Dieses Treppenhaus wurde 1519 eingebaut und diente dem bequemen Zugang zur „Schatzkammer“ der Kirche.

1525 – Reformation

St. Lorenz wird evangelisch

Ein besonderer Einschnitt in der Geschichte Nürnbergs war die Einführung der Reformation im Jahr 1525, die durch die Unabhängigkeit der Stadt, auch im kirchlichen Bereich, ermöglicht wurde. Eine offizielle Disputation hatte die Überlegenheit der evangelischen Argumente erwiesen. In Lorenz wirkte damals der berühmte Prediger Andreas Osiander.

Einen Bildersturm hat Nürnberg nicht erlebt, so sind die Kunstwerke und Altäre in der Lorenzkirche erhalten geblieben.

1945 – Zerstörung im 2. Weltkrieg

Vorbereitungen

Ab dem ersten Kriegsjahr des 2. Weltkrieges wurden nach und nach alle Kunstschätze der Lorenzkirche einschließlich der wertvollen Glasgemälde ausgebaut und in verschiedenen Bergungsorten (z.B. dem Kunstbunker unter der Burg) verwahrt. Das Sakramentshaus und das Hauptportal wurden mit einer schützenden Betonmauer umgeben. So konnte mit Ausnahme der Spitze des Sakramentshauses und einigen Totenschildern fast der ganze Kunstbesitz der Kirche durch die Zerstörung hindurch gerettet werden.

Vom Jahre 1943 an bis zum Kriegsende wurde die Lorenzkirche mehrere Male durch Bomben getroffen.

Laurentiustag 1943

Der erste und zugleich folgenschwerste Bombentreffer erfolgte am Namenstag der Kirche, am 10./11. August 1943 (Laurentiustag). In dieser Nacht griffen, von 0.48 bis 2.35 Uhr, 653 britische Bomber die Stadt an. Eine der ersten Bomben die fielen – wahrscheinlich war es eine Luftmine – prallte im Schrägflug aus östlicher Richtung kommend, erst durch das Dach des Hallenchores, dann gegen die Trennwand von Hallenchor und Hauptschiff und explodierte im Chor. Drei Gewölbejoche im Langhaus wurden total zerstört, im Hallenchor das Gewölbe im Chorumgang völlig herausgerissen, die Maßwerke der Fenster vernichtet, das berühmte Netzgewölbe stark deformiert und das Dach der Kirche ganz abgedeckt. Das Kirchenschiff wurde behelfsmäßig wieder benutzbar gemacht.

Fliegerangriff 1945

Bei dem Fliegerangriff des 2. Januar 1945, der die Altstadt Nürnbergs vernichtete, wurde St. Lorenz erneut schwer getroffen, das Dach über Schiff und Chor fast völlig weggerissen. Die Gewölbekappen im Langhaus stürzen ein und zerschlugen Gestühl und Fußboden. Die erst 1937 neu erbaute Hauptorgel wurde größtenteils, die Orgel an der Nordwand und die Chororgel gänzlich vernichtet. Noch zweimal, im Februar und im März 1945, fielen Bomben auf die Ruinen der Kirche und richteten weitere Schäden an. Sämtliche Strebebögen über dem nördlichen und drei über dem südlichen Seitenschiff rissen ab, zwei wurden total zerstört. Unmittelbar vor der Kanzel hatte sich eine Bombenblindgänger tief in den Boden gewühlt. Der Schutt lag mehrere Meter hoch in der Kirche.

Zerstörung der Türme

In den letzten Tagen des Krieges, vom 16. bis 20. April 1945, beschoss amerikanische Artillerie vom Rechenberg in Erlenstegen aus die beiden Türme von St. Lorenz. Das Ergebnis: 25 Granattreffer, eine Glocke in der Glockenstube des Nordturmes wurde zertrümmert, eine Glocke im Turmhelm in zwei Teile zersprengt. Beide Türme waren schwer beschädigt, doch hielten sie stand. Dank der Eisenkonstruktion, die im Nordturm nach dem Brand von 1865 errichtet wurde, konnten die Brandgranaten nicht zünden. Bei Kriegsende war die Kirche Ruine, die Außenseite der Kirchenmauern waren zerschunden, gerissen und mit Splittern übersät, doch standen Türme, Mauern und Pfeiler fest und ragten mitten aus den Ruinen der Altstadt auf.

1952 – Wiederaufbau

Aufräumarbeiten

Bald nach Kriegsende begann man mit den Aufräumungsarbeiten. Zum Sommer 1946 ist der Schutt aus der Kirche geschafft, der Chordachstuhl mit einer Notdeckung versehen und die Luftschutzvermauerung vor dem Hauptportal abgebaut. Im Herbst 1946 wird über dem Mittelschiff ein Stahldachstuhl (aus gestiftetem Material) erreichtet und noch vor Winterbeginn eingedeckt. Dann erst beginnt man mit Hilfe einer 18 m hohen Arbeitsbühne die Instandsetzung der stark zerstörten Gewölbe. 1950 wird die behelfsmäßige Abdeckung des Chores durch einen endgültigen Holzdachstuhl ersetzt.

Bauhütte St. Lorenz

Seit 1947 bemühte sich Pfarrer Gerhard Kübel gemeinsam mit Oberbaurat Julius Lincke intensiv um die Beschaffung von Geld für den Wiederaufbau von St. Lorenz. Am 1. September 1948 erhielt man die Genehmigungsurkunde zum Betrieb des Steinbruchs am Schmausenbuck. Es entstand die „Bauhütte St. Lorenz des Vereins zur Wiederherstellung der Lorenzkirche in Nürnberg e.V.“.

Die Währungsreform vom 20. Juli 1948 bringt jedoch einen großen Einschnitt. Das Spendenaufkommen sinkt drastisch. Über Kontakte tritt man mit Mr. Rush Kress aus New York in Verbindung, dessen Vorfahre Anton Kreß als Geistlicher an St. Lorenz tätig war. Durch die großzügige Vermittlung von Rush Kress wurden dem Verein (für damalige Zeit) riesige Geldsummen für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt: Zunächst 600.000 DM, später weitere 240.000 DM. An seine Unterstützung erinnert heute eine Bronzegedenktafel am Chorpfeiler gegenüber dem Sakramentshaus.

Durch diese namhaften Beiträge sowie zahllose kleinere und größere Spenden war man nach nicht einmal sechs Jahren Bauzeit in der Lage, am Laurentiustag (10. August) 1952 den ersten Gottesdienst in der wiederhergestellten Kirche zu feiern.

Bis heute – Restaurierung

Lorenzer Rosette

Seitdem wird die Kirche in jahrzehntelanger Arbeit nach und nach instandgesetzt. Im Keller des Germanischen Nationalmuseums werden im Herbst 1949 Teile der Originalverglasung der Lorenzer Rosette entdeckt, die anstelle der durch Kriegseinwirkung zerstörten neugotischen Verglasung wieder eingesetzt wird.

Der zerstörte Prospekt der Hauptorgel wird dergestalt neugeschaffen, dass die früher halbverdeckte Rosette wieder in ihrer gesamten Rundung zur Geltung kommen konnte (1952 ist die Neugestaltung abgeschlossen).

Chorgestühl

Nikolaus- und Katharinenaltar erhalten neue Predellen und Retabelschränke. Das in viele Teile zersplitterte Chorgestühl wird in aufwendiger Kleinarbeit wieder zusammengesetzt. An die Verdienste von Pfarrer Kübel, Julius Lincke und Pfarrer Klein erinnern deren geschnitzte Köpfe, eingearbeitet in das zur Rechten stehende Chorgestühl. Im Chorumgang werden als Ersatz für die zerstörten alten neue Schlusssteine mit vier reformatorischen Leitfiguren (Martin Luther und Wilhelm Löhe rechte Seite – Johann Sebastian Bach und Paul Gerhard linke Seite) eingefügt.

Acht neue Glocken

Anstelle des zerstörten Kaiser-Wilhelm-Fensters werden später Scheiben des Sippen- oder Hirsvogelfensters eingefügt. Das stark beschädigte Sakramentshaus wurde, besonders im oberen (fast völlig zerstörten) Drittel, mit Hilfe alter Fotografien und Skizzen so sensibel wiederhergestellt, dass dem unkundigen Betrachter der Übergang von alt zu neu heute nicht erkennbar ist. Eine Markierung am Chorpfeiler links neben dem Kunstwerk zeigt bis heute die Höhe der Einmauerung an. In einigen Seitenkapellen entdeckte man Reste von Fresken. Bei nicht wenigen Holz- und Steinfiguren (u.a. Anbetungsgruppe, Erzengel Michael, Laurentius) wurde die alte Farbfassung wiederhergestellt. Das Geläute der Kirche wird umfangreich erweitert: 1953 durch acht neue Glocken (darunter die Christusglocke als größte im Geläut mit 4.400 kg) und 1955 durch die fünf Glocken des sog. „Cymbel-Geläuts“. Der Engelsgruß setzte 1971 als internationale Fachrestauration Maßstäbe. 1999 wird in der Nordturmhalle der restaurierte Kreuzesstamm (Fragment des 1945 zerstörten Kruzifixes gegenüber der Kanzel) angebracht.

Jahresetat

Um die Lorenzkirche auch in dem guten baulichen und denkmalpflegerischen Zustand zu erhalten, sind im Jahr Aufwendungen in Höhe von ca. 700.000-800.000 € notwendig. Der Verein zum Erhalt der St. Lorenzkirche e.V. bemüht sich durch Mitglieder- und Spendenwerbung die Lücken, die durch ständig sinkenden Zuschüsse entstehen, auszugleichen. Für das Jahr 2000 musste erstmals ein Nothaushalt aufgestellt werden.