Totenschild für Wernher von Parsberg, 1455
Erläutert von Kirchenführer Thomas Rothe
Dieser reich verzierte achteckige Totenschild soll an den 1455 verstorbenen Ritter und Reichsschultheißen Wernher von Parsberg erinnern. Der über dem Familienwappen befindliche Helm mit Helmzier ist vollplastisch angelegt. Rechts neben dem Wappen befindet sich als Beischild das Wappen der Ehefrau (Schenk von Reichenek). Die umlaufende Inschrift lautet: „M CCCC LV jare an aller sele tag starb der edel vnd strenge wernher von barsperg ritte[r] vnd schulthais hie zu nürnberg dem gott genad.“
Zur Geschichte der Totenschilde
Dem Patriziat der Stadt war es vorbehalten, neben Epitaphien auch mit Totenschilden an seine Vorfahren zu erinnern. Darauf war neben dem Wappen des Verstorbenen auch eine Inschrift mit Sterbedatum und Segensgruß angebracht. Oft finden sich auch kleinere sogenannte „Frauenschilde“ zur Erinnerung an die Ehefrauen.
Mit 278 Totenschilden aus fünf Jahrhunderten besitzt die Lorenzkirche den größten Bestand von Totenschilden im Nürnberger Raum und wohl auch darüber hinaus.
Das früheste Datum auf einem Schild ist das Jahr 1274, das späteste 1794. Auf den Schilden finden sich 33 Familiennamen, darunter 15 von Nürnberger Patrizierfamilien. Die Totenschilde selber haben recht unterschiedliche Formen. So finden sich 170 Rechteckschilde, 40 Rundschilde, 40 Schilde in Form von Wappenepitaphien, 20 Spitzschilde, 7 Achteckschilde und ein Schild in Dreipassform.
Um der ausufernden Prunksucht der patrizischen Totenschilde Einhalt zu gebieten, beschloss der Rat der Stadt 1495 eine Verordnung, derzufolge nur noch Schilde in Form eines schlichten rechteckigen Bretts geduldet wurden, bei dem die allgemein verbindliche Größe vorgegeben war. Dicht und flächendeckend hängen diese noch heute vornehmlich an den Wänden der Langhauskapellen und tragen maßgeblich zum Gesamteindruck der Kircheneinrichtung bei.