Imhoff-Altar (1418/1422)

Erläutert von Kirchenführer Lutz Henning

Wir sehen ein dreiteiliges Altarbild. In der Mitte die Krönung Mariens durch Christus anlässlich ihrer Aufnahme in den Himmel. Auf den Nebentafeln steht links der Apostel Jakobus minor mit Walkerstange, rechts der Apostel Philippus mit Kreuz. Die Figuren der Mitteltafel zeigen einen ernsten, ruhigen Blick, der die Feierlichkeit des Krönungsmoments unterstreicht. Sie sitzen vor einem goldenen Hintergrund, vor den ein Ehrenvorhang gespannt ist. Die Malerei ist dem Weichen Stil verhaftet.

Die Rahmung der Bilder ist eine Sphärenabgrenzung: In der Mitte der Himmel, auf den Seitentafeln das irdische Leben mit Aposteln und Stifter.

Im Inventar der Sebalduskirche (siehe unten: Provenienz) gab es dazu ein Antependium mit dem Marientod. So ergab sich eine stimmige Gesamtansicht: Vor der Mensa der Marientod, darüber die Krönung Mariens und auf den Seitentafeln die Apostel als Zeugen. Die rahmenden Apostel neben der Mitteltafel hatten am 1. Mai ihren Verehrungstag, was dem Altar eine zusätzliche Öffnung bescherte.

Der Stifter

Die Wappen gehören zu Konrad II. Imhoff, † 1449. Links seine aktuelle Gemahlin, Elisabeth Schatz (Heirat 1418), rechts seine beiden früher verstorbenen Ehefrauen, N. Horn(lin) und Anna Flasch. Schon 1422 ehelichte er seine vierte Frau, Klara Volckamer. Die Stiftung geschah also zwischen 1418 und 1422.

Konrad II. erwarb eine Grabstelle in der Sebalduskirche, in unmittelbarer Nähe dieses Apostelaltars, der damit zugleich als Familien-Memorial diente.

Provenienz

Gestiftet wurde dieser Altar für den Choreingang der Sebalduskirche. Nach Ratsverlass vom 04.07.1542 wurden die Retabel der drei Altäre am Choreingang der Sebalduskirche abgebrochen und entfernt. Der Unsere ist seit 1564 auf der Imhoff-Empore der Lorenzkirche bezeugt. Es war ein Wandelaltar mit zwei beweglichen und zwei Standflügeln. Die Rückseiten der Mitteltafel und der Standflügel waren auch bemalt.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts, nach dem Übergang Nürnbergs nach Bayern, wurde er zerlegt. Vor uns sind drei Teile, sechs Teile, bemalt mit weiteren Aposteln, stehen auf der Imhoff-Empore dieser Kirche. Gegenüber, im Südschiff, ist die zugehörige Predella, die erst 1440/50 angefertigt wurde. Darin sieht man eine geschnitzte Abendmahlsgruppe aus nachmittelalterlicher Zeit.

Die Rückseite der Mitteltafel, der letzte Teil, befindet sich im Germanischen Nationalmuseum. Sie zeigt Christus als Schmerzensmann im offenen Sarkophag mit Maria und Johannes.

Die Meisterfrage

Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts ist in Nürnberg ein Maler mit großer Werkstatt (1424) tätig, der 1396 als „Berthold, Moler“ das Bürgerrecht erworben hatte. Er wurde als Berthold Landauer identifiziert.

Herausragende Kunstwerke dieser Zeit, wie der Deichsler-Altar in Berlin und der Imhoff-Altar, stammen aus einer unbekannten Nürnberger Werkstatt, die von dem „Meister des Deichsler-Altars“ geführt wurde. Eine Gleichsetzung mit Berthold Landauer ist wahrscheinlich richtig, bleibt aber hypothetisch, weil kein einziges Werk überliefert ist, das diesem zweifelsfrei zugewiesen werden kann. Lange Zeit hat man die Rückseite der Mitteltafel als Werk des Meisters des Bamberger Franziskaner-Altars (München, Bayerisches Nationalmuseum) angesehen. Heute geht man davon aus, dass die Unterschiede in der Gesichtsdarstellung auf beiden Tafeln aus dem Versuch entstanden, der gelösten, konzentrierten Stimmung der Innentafel die Leidensmimik der Außentafel gegenüberzustellen.