Epitaph für Johannes Löffelholz (1504)

Erläutert von Kirchenführer Thomas Rothe

Geschichte

Zum Gedenken an ihren 1504 im Alter von 12 Jahren verstorbenen Sohn und Stammhalter Johannes stifteten seine Eltern Johannes Löffelholz und seine Ehefrau Katharina (geb. Dintner) im gleichen Jahr dieses Epitaph. Gemalt wurde es von dem Nürnberger Maler Hans Traut d.J. († 1516), dem Sohn des Malers Hans von Speyer (Hans Traut d.Ä.).

Beschreibung

Wir sehen eine große Versammlung von 15 Erwachsenen und 9 Kindern – quasi ein fiktives Familientreffen der „Heiligen Sippe“, der Famile Jesu. Im Zentrum des Bildes findet sich eine „Anna selbdritt“-Darstellung: Anna, die Mutter Mariens, und Maria, zwischen ihnen das Jesuskind.

Über ihnen, im Raum der „himmlischen Herrlichkeit“ (goldener Himmel!), thront Gottvater, flankiert von zwei Engeln, die einen Ehrenvorhang halten. Er weist mit seiner Rechten auf die Taube des Hl. Geistes unter ihm und auf seinen Sohn Jesus und spricht die Worte „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ (auf dem Spruchband in Lateinisch). Am unteren Bildrand sehen wir eine weitere lateinische Inschrift, die übersetzt lautet „Hier lieg ich, Knabe Johannes, aus altem Loeffelholz-Stamme. Traurig entseelt ist mein Leib, den nun die Erde bedeckt.“ Auch der verstorbene Johannes ist durch seine Taufe zu einem Kind Gottes geworden!

Die links und rechts vom Ehrenvorhang verlaufende Mauer teilt den Bildraum in Vorder- und Hintergrund. Der Vordergrund ist Anna, ihren Ehemännern sowie ihren Kindern und Enkeln vorbehalten. Gemäß der „Legenda aurea“ hatte Anna drei Ehemänner (Trinubium), denen sie jeweils eine Tochter mit dem Namen Maria gebar. Dies sind die drei Männer links neben Anna (v.r.n.l): Joachim, der Vater der Gottesmutter, Salomas, der Vater der Maria Salome, und Kleophas, der Vater der Maria Kleophas.

Rechts neben Maria steht ihr Ehemann Joseph, unter ihm am Bildrand ist Zebedäus abgebildet, der Mann der Maria Salome. Diese sitzt vor ihm und spielt mit ihren Kindern: Johannes der Evangelist (erkenntlich am Attribut des Kelches) und Jakobus d.Ä. (Pilgertasche und Jakobsmuschel).

Auf der linken Bildseite sehen wir (unter Kleophas) dann noch Alphäus, den Mann der Maria Kleophas, die unter ihm mit ihren vier Kindern spielt: Direkt neben ihrem Kopf ist Barsabas (ohne Attribut) und daneben Jakobus d.J. (Walkerstange). Unter ihr befinden sich links Judas Thaddäus (Keule) und rechts Simon Zelotes (Säge).

Der Raum hinter der Mauer ist Annas Schwester Esmeria und ihren Nachkommen gewidmet. Esmeria steht links am Bildrand, neben ihr Elisabeth (also Marias Cousine) mit ihrem Sohn Johannes dem Täufer (Lamm und Fahne). Hinter Joseph sehen wir links Eliud, den Sohn Esmerias mit seiner Frau Emerentia und daneben ihren gemeinsamen Sohn Eminen. Das Kind auf dem Schoß Emerentias ist der mehrere Generationen später geborene Servatius (Seilwinde), einer der drei Eisheiligen. 

Die „Erfindung“ der Hl. Sippe – wie Brüder zu Cousins wurden

Die im Neuen Testament (NT) an verschiedenen Stellen erwähnten Brüder Jesu waren nicht vereinbar mit der im Jahre 663 verkündeten Lehre von Marias immerwährender Jungfräulichkeit. Die Lösung dieses Dilemmas war die Erfindung der drei Ehen der Anna. So wurden die Brüder Jesu zu Cousins „umfunktioniert“, wobei andere im NT namentlich erwähnte Personen nahtlos in den neu erfundenen Stammbaum eingepasst wurden.