Schöne Madonna

Erläutert von Pfarrer Jan Martin Depner

Die sogenannte Schöne Madonna ist unser ältestes Kunstwerk und auch die älteste Marienfigur der ganzen Stadt. Sie wurde zum Vorbild für viele Nürnberger Hausmadonnen. Etwa 1280 wurde sie von einem unbekannten Steinmetz gefertigt.

Der Apfel in Marias Hand weist auf die Paradiesgeschichte hin, in der erzählt wird, dass Eva vom verbotenen Apfel aß, was die Vertreibung aus dem Paradies nach sich zog. Durch Marias Sohn Jesus, dem „zweiten Adam“, steht das Paradies jetzt wieder allen Menschen offen, und alle können in Gottes Nähe glücklich leben.

Maria hält Jesus auf der Seite ihres Herzens. Viele der Menschen des 13. und 14. Jahrhunderts konnten nicht lesen. Darum vermitteln Bilder, Farben und Figuren Inhalte des Glaubens. Bis heute sind unterschiedliche Deutungen möglich und erwünscht.

So deuten die offenen Haare und der zarte Schleier zum Beispiel auf Unbescholtenheit hin. Der Schuh, der unter dem verhüllenden Gewand hervorkommt, erklärt, dass Maria ein Wesen der Welt ist. Jesus ist barfuß und trägt ein blaues Hemd: das heißt, er kommt aus dem heiligen Bereich Gottes.

Diese Maria ist uns nahe. Eine glückliche, selbstbewusste, junge Mutter, die ihr Kind liebevoll anschaut, wie es mit seinem Fuß spielt und gleichzeitig in die Weite blickt. Die Krone, in der auch schon das Kreuz zu sehen ist, bekam sie erst 80 Jahre später aufgesetzt, um sie als Himmelskönigin zu erhöhen.

Mit der Krone zusammen wurde auch die Anbetungsgruppe der heiligen drei Könige ergänzt und dramaturgisch geschickt als „Empfangskomitee“ in der Kirche aufgestellt. Aber wenn Sie vom Hauptportal den Mittelgang entlang auf die Schöne Madonna zulaufen, werden Sie bemerken, dass nur das Jesuskind ständig Blickkontakt mit Ihnen hält. Es selbst ist der Hausherr, und er begrüßt Sie in seiner Kirche.