Sakramentshaus

Erläutert von Pfarrer Jan Martin Depner

Das Sakramentshaus der Lorenzkirche ist 1493-1496 aus besonders hellem Sandstein entstanden. Es ist  20,11 m hoch und 3,40 m breit. Es kostete damals 700 Gulden, fast soviel wie zwei Stadthäuser. Der Künstler Adam Kraft war ein Steinmetz, der in der Bauzeit des Hallenchores an der Lorenzkirche gelernt hatte. Unten in der Mitte hat er sich kniend als ein Träger des Werkes dargestellt.

Der Auftrag für das Sakramentshaus kam von der Familie Imhoff. Das Werk galt als Wunder, wegen seiner zu einer Dornenkrone gewundenen, feingliedrigen gotischen Fialen (Spitzen) aus Stein. Den zweiten Weltkrieg hat es einigermaßen gut überstanden, weil es zu zwei Dritteln eingemauert war.

Das Sakramentshaus diente der Aufbewahrung heiliger Geräte und der in der Messe übrig gebliebenen geweihten Hostien. Im vergoldeten Hostienschrank ruhten sie in einem wertvollen Behälter. Der Leib Christi blieb somit real in der Kirche gegenwärtig. Als Nürnberg 1525 evangelisch wurde, verstand man die Hostie nur noch dann als Leib Christi, wenn man gerade Abendmahl feierte. Übrige Hostien waren nach dem Abendmahl einfach Brot und brauchten keinen speziellen Aufbewahrungsort. Aber das Sakramentshaus bleibt Zeichen und Erinnerung, dass Christus jederzeit hier in der Lorenzkirche gegenwärtig ist; in jedem Gottesdienst und in allen Besucher*innen.

Unter dem Umgang kann man wilde Tiere oder Dämonen entdecken. Aber ab Augenhöhe spielen nur noch die Heiligen eine Rolle. Über dem „Schrank“ ist das letzte Abendmahl und darüber Jesu Leiden dargestellt, über den herzförmigen Spitzen der Dornenkrone die Kreuzigung und ganz oben der auferstandene Jesus aus Holz – einem lebendigen Material.