Johannesaltar

Erläutert von Kirchenführerin Regina Tepe

Gestiftet 1520 von der Patrizierfamilie Imhoff, stand dieser Altar ursprünglich an herausragender Position in der Mitte der Kirche. Auf der Chorschwelle, unterhalb des Triumphbogenkreuzes, ersetzte er seinen Vorgänger, einen gotischen Flügel-Altar. Das Patrozinium, also die Schutzherrschaft Sankt Johannes wurde vom Vorgängeraltar beibehalten. Der Künstler ist unbekannt. 1823, im Zuge umfassender Renovierungsarbeiten in der Kirche, versetzte man den Johannes-Altar hierhin, in den nördlichen Chorumgang.

Es ist der erste Altar der Lorenzkirche, der ganz im Zeichen der Neuen Zeit, der Renaissance, geschaffen wurde. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, wirkt er zierlich und lichtdurchlässig und gab den Blick frei zum Engelsgruß und den bunten Kirchenfenstern. Die rotmarmorierte Farbe täuscht vor, aus verschieden gefärbten Steinen zusammengesetzt zu sein, tatsächlich ist der Werkstoff Holz.

Beschreibung

Oben links: Johannes der Täufer mit Lamm – oben rechts: Johannes der Evangelist mit Kelch.

Ganz oben, eingerahmt vom Stifterwappen der Imhoffs (Seelöwe) und zwei Delphinen, blickt Jesus als Pantokrator (= Weltenherrscher) auf uns Menschen.

Bis zur Reformation, die in Nürnberg 1525 einsetzte, blieb der Altar ein Reliquien-Altar. Die Gebeine der beiden Heiligen, Gereon und Gregorius, waren bereits 1370 nach Nürnberg gekommen. Als Tafelbilder sind die Heiligen auf der Predella abgebildet. Deren Reliquien befanden sich in einem Silberschrein in der darüber liegenden Schreinöffnung und in zwei Reliquienkästchen auf den seitlich auskragenden Armen, die heute die schönen Leuchterengel zieren.

Allerdings wurden die Reliquien nur an hohen Feiertagen zur Schau gestellt, ansonsten blieben sie, hier an diesem Altar, durch nicht mehr vorhandene Schiebetüren verdeckt. Ähnlich wie bei den Flügelaltären existierte somit auch hier eine Werktagsseite und eine Festtagsseite.

Die Reliquienbehältnisse wurden nach der Reformation entfernt, die drei Gebeine des heiligen Gereon jedoch durften hinter dem vergoldeten Gitter unverhüllt verbleiben.

Auch nach der Reformation wurde er weiterhin als Speisealtar (Abendmahl) für Früh- und Vorgottesdienste an Sonn-und Feiertagen genutzt.

Tonapostel

Wann genau die außergewöhnliche Abendmahlsgruppe in die Schreinöffnung eingesetzt wurde, ist nicht überliefert. Wir wissen, dass sie um 1425 im Schönen Stil von einem unbekannten Meister aus dem selten verarbeiteten Werkstoff Ton gefertigt wurde. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gehörte Nürnberg zu den wenigen Städten, in denen das Material Ton verarbeitet wurde. Die fast lebensgroßen Tonapostel im GNM, ebenso die farbigen Tonapostel in der Predella des Hauptaltares der Jakobskirche, sind sehenswert.

Im 19. Jahrhundert waren Restaurierungen an den Aposteln vorgenommen worden. Die Restauratoren, offenbar wenig in der Ikonographie bewandert, erkannten den wahren Judas nicht, welcher – gelb gewandet – Jesus gegenüber sitzt. Sie erschufen einen zweiten Judas, der mit abgewendetem Gesicht rechts außen an der Tafel sitzt.

Auch bleibt es wunderbar-geheimnisvoll, warum die Jünger auf einer schwebenden Bank sitzen…