Paumgartner-Altar
Erläutert von Kirchenführerin Eva Haar
Dieser Altar war ein Auftragswerk der Nürnberger Patrizier Lukas und Stephan Paumgartner an den Maler Albrecht Dürer (1471-1528), vermutlich als Erinnerung an ihre verstorbenen Eltern. Als Entstehungsdatum kommt der Zeitraum um 1500 in Frage. Von dem Altar ist hier nur die Mitteltafel zu sehen, eine um 1613 entstandene Kopie von Jobst Harrich. Das Original mit den beiden Seitenflügeln befindet sich in der Alten Pinakothek in München, Kopien der Seitenflügel im Germanischen Nationalmuseum.
Auf dem Bild sehen Sie links unten als Zweiten und Dritten in der Reihe die Stifter und rechts unten ihre verstorbene Mutter Barbara mit beiden Töchtern. Alle Figuren sind mit ihren Wappen abgebildet.
Das Bild beschreibt die Geburtsszene Jesu, die einige Überraschungen enthält: Inhaltlich wird sie aus dem Stall auf die Gasse und von der Nacht in den Tag verlegt, formal schlägt sich Dürers Italienreise nieder, wo er den Umgang mit der Perspektive kennengelernt hat.
Der Vordergrund wird dominiert von Maria, die mit verschränkten Armen auf das Kind herabblickt, und dem ihr gegenüber knienden Josef, der zu ihr aufblickt. Zwischen beiden liegt, umgeben von Engeln, das unbekleidete Jesuskind am Boden auf dem Zipfel von Marias Mantel. Hinter der Familie verengt sich die Gasse, in der sich zwei Hirten zum Ort der Nativitätsszene hinaufbewegen. Links und rechts begrenzen halb verfallene Gebäude den Blick, unter den Arkaden rechter Hand hinter Maria beobachten Ochs und Esel von innen die Szene. Links blicken zwei Hirten aus dem Fensterbogen heraus.
In der Ferne schwebt ein Engel am Himmel, von einer Wolke umgeben – er ist unterwegs, die göttliche Heilsbotschaft zu verkünden. Von links oben leuchtet die Sonne auf die Szene mit fränkischer Mühle im Hintergrund herab.
Die Szene öffnet sich zum Betrachter hin, die Gasse scheint ihn miteinzubeziehen, wodurch die unten dargestellte Stifterfamilie den Übergang zu bilden scheint von dem historischen Geschehen zur Gegenwart des Betrachters. Wir befinden uns mit im Bild und, so gesehen, erscheint die Heilige Familie plötzlich im Zentrum der ausgeweiteten Szene, die die Jahrhunderte durchzieht und miteinbezieht.
Die fein gemalten Gesichtszüge von sowohl Josef, der andächtig auf Maria blickt, als auch Maria, die demütig-anmutig und würdevoll dargestellt wird, vertiefen den Charakter des Augenblicks. Die Farben ihrer Kleidung heben sich großflächig von der Umgebung ab: Das Blau von Marias Mantel, Symbol für Christus und die Ewigkeit Gottes, steht dem roten Umhang Josefs gegenüber, Symbol für das Opferblut Christi und die sieghafte Liebe. Beide Farben vermitteln für sich schon eine Voraussagung des Geschehens in der Zukunft. In der Geburtsszene wird schon der Bogen zu Tod und Auferstehung gespannt. In diese Richtung weisen auch die Balken auf dem Dach, die die drei Kreuze des Karfreitags bilden. Die schwarze Blume in der Hand eines Engels verkörpert in ihrer Farbe den Tod und ihrer Form als Blume den Sieg über ihn.
Dürer verleiht seinen Figuren ausstrahlende Wärme. Dadurch wird der Inhalt des Bildes emotional vertieft. Das Zusammenspiel von Form, Inhalt und individuellem Stil des Künstlers ist es, was uns letztlich ergreift, wenn wir das dargestellte Geschehen begreifen.