Deocarusaltar

Erläutert von Kirchenführer Gerhard Kragler

Geschichte

Dies ist der älteste vollständig erhaltene Altar in der Lorenzkirche, gestiftet 1437.

Deocarus, der hier als Heiliger verehrt wurde, war der erste Abt des 797 in Herrieden gegründeten Benediktinerklosters. Er gilt als Beichtvater Karls des Großen und starb um 830. Seine Gebeine wurden in Herrieden verehrt, obwohl er nie formell durch Rom als Heiliger kanonisiert worden ist.

Die Reliquien des Heiligen kamen 1316 als Geschenk des Kaisers Ludwig IV. nach Nürnberg. Durch diese Schenkung hatte dann die St. Lorenzkirche, ebenso wie die Sebalduskirche, ihren „Vorzeigeheiligen“ und damit auch eine Wallfahrt. Diese war für die Kirchenstiftung von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung (Hallenchorfinanzierung). Für die Reliquien wurde 1437 der heutige Altar von dem Ehepaar Andreas und Margarethe Volckamer gestiftet, dazu ein kunstvoller Silbersarg. Das Stifterpaar ist zum Gedenken auf der Predella dargestellt.

Wer den Altar geschaffen hat, ist nicht bekannt. Die Schnitzfiguren werden dem „Meister des Deichsler-Altars“ zugeschrieben. Die Tafelbilder gehen vermutlich auf zwei Künstler zurück. Der Schöpfer der Predella-Tafeln ist unbekannt, die künstlerisch überzeugenderen Altarflügel werden in die Nähe des Meisters des „Bamberger Altars“ gebracht.

Feiertagsansicht

In geöffnetem Zustand zeigt der Deocarus-Altar im Mittelteil oben den thronenden Christus, darunter den Heiligen Deocarus. Beide sind jeweils von drei stehenden Apostelfiguren flankiert.

Oben v.l.n.r.: Matthias (Hellebarde), Johannes (Kelch), Petrus (Schlüssel) – Christus – Paulus (Schwert), Philippus (T-Kreuz), Bartholomäus (Messer).

Unten: Thomas (Lanze), Judas Thaddäus (Keule), Jakobus d.Ä. (Muschel) – Deocarus – Matthäus (Beil), Jakobus d.J. (Walkerstange), Simon (Säge).

Erstaunlich, dass hier Andreas, der Namenspatron des Stifters, weggelassen wurde, um auf die heilige Zahl 12 zu kommen.

Die gemalten Flügel des geöffneten Altars stellen Szenen aus dem Leben Christi dar: Links die Verklärung Christi: Drei Apostel werden Zeuge, wie Mose und Elia vor Christus erscheinen, der von einem hellen Licht „verklärt“ wird. Darunter der Fischzug Petri. Rechts die Auferstehung Christi und darunter das letzte Abendmahl.

Die ebenfalls gemalte Predella zeigt Szenen aus der Legende des Deocarus: Links sieht man den beichtenden Kaiser Karl den Großen sowie den Heiligen Deocarus auf dem Totenbett. In der Predella ist der geöffnete Silbersarg mit dem Leichnam des Deocarus als Tafelbild sichtbar. Auf der rechten Seite dann Kaiser Ludwig IV. bei der Übergabe der Reliquien in Nürnberg, daneben die Heilung eines blinden Jungen.

Alltagsansicht

Bei geschlossenen Flügeln sieht man links oben den Einsiedler Deocarus, darunter die Heilung des blinden Kindes. Auf der rechten Seite Deocarus auf dem Sterbebett, darunter die Überbringung der Reliquien nach Nürnberg. Die Predellaflügel zeigen die 12 Apostel mit Andreas statt Simon.

Da der Altar von allen Seiten zugänglich war, ist auch die Rückseite bemalt: Oben Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, darunter die Heilung eines kranken Kindes durch den hl. Deocarus. Auf der Rückseite der Predella ebenfalls der liegende Deocarus in seinem Silbersarg.

Nach Einführung der Reformation in Nürnberg (1525) wurde der Silbersarg mit den Reliquien in die obere Sakristei verbracht. Dort verblieben sie, bis im Jahr 1811 beides zur Abgeltung städtischer Schulden nach München gebracht wurde. Der Sarg wurde eingeschmolzen, die Reliquien werden seit 1845 im Dom zu Eichstätt verwahrt.