Engelsgruß
Erläutert von Pfarrer Jan Martin Depner
Geschichte
Der Engelsgruß ist eines der prominentesten Kunstwerke Nürnbergs. Er war ein Auftrag der Familie Tucher. Im März 1517 begann der schon greise Veit Stoß aus einem Lindenstamm dieses Kunstwerk zu schnitzen; bereits im Juli 1518 war es fertig und es wurde im 1477 fertiggestellten Hallenchor hochgezogen.
1525 wurde Nürnberg evangelisch. Der Engelsgruß blieb aber an seinem Platz. Nachdem Nürnberg 1806 an Bayern fiel, zog der Engelsgruß mehrmals um und kam 1817 wieder zurück in die Lorenzkirche. Dort stürzte er nach wenigen Tagen ab und konnte 1825/26 wieder restauriert am alten Platz aufgehängt werden. Im September 1939 wurde er im Kunstbunker eingelagert, wo er den Krieg überstand. 1952 hängte man ihn am Ursprungsort wieder auf.
Beschreibung
Rahmen und Raum für die Darstellung bietet das damals verbreitete Rosenkranz-Gebet. 50 Rosenblüten stehen für je ein Ave-Maria-Gebet (40 Rosen sind sichtbar), 5 der 7 Medaillons der „Freuden Mariens“ symbolisieren je ein Vater-Unser-Gebet.
Im Mittelpunkt des Werkes sehen wir Maria und den Erzengel Gabriel. Es ist der Moment, in dem der Engel Maria die Geburt Jesu, des Retters, ankündigt. „Fürchte Dich nicht, Maria!“ sagt der Engel. In diesem Augenblick fällt ihr vor Schreck das Buch aus der Hand. Maria hatte Grund zur Furcht vor dem, was da noch alles auf sie zukommen würde. Aber die Versicherung des Engels, dass Gott bei allem mit dabei sein wird, hat sie sicher beruhigt. Dieses „Fürchte dich nicht!“ kommt in der Bibel sehr häufig vor und ist heute, auch dadurch, dass der Engelsgruß an so zentraler Stelle hängt, so etwas wie ein plastisches Motto der Lorenzkirche geworden. Dieser Ruf des Erzengels gilt auch uns und wir dürfen ihn immer wieder hören.