Katharinenaltar

Erläutert von Kirchenführerin Gerlinde Knopp

Der Katharinenaltar, auch Memminger-Altar genannt, stammt aus der Werkstatt des Michael Wolgemut. Der Stifter Livinius Memminger (Stadtrichter von Nürnberg) widmete den Altar den Namensheiligen seiner Familie, die uns aus der Mitte des Altars als vollplastische Figuren anschauen: Livinius, Katharina und Helena. Livinius Memminger war mit Katharina Armauer verheiratet, 1485 wurde ihre Tochter Helena geboren. Der Altar wurde um 1485/90 gestiftet.

Festtagsseite – Wunderwelt der Heiligen

Katharina von Alexandria war der Legende nach von königlichem Geblüt und erlitt im Jahr 307 das Martyrium im ägyptischen Alexandria. Nachdem sie in ihrer Jugend ein Einsiedler zum christlichen Glauben geführt hatte, erschien ihr in einem mystischen Erlebnis Christus und steckte ihr einen Verlobungsring an den Finger.

Der geöffnete Altar zeigt uns links diese mystische Verlobung im Kreis der 14 Nothelfer. Die Nothelfer waren im Mittelalter das himmlische Versicherungspaket der Menschen gegen alles, was ihre Existenz bedrohte. Die Heiligen (mit Attribut) von unten links im Uhrzeigersinn: Georg (Drache), Eustachius (Hirschgeweih mit Kreuz), Veit (Hahn), Christophorus (Jesusknabe), Katharina (Verlobung), Erasmus (Buch, Seilwinde), Dionysius (abgeschlagener Kopf), Nikolaus (3 Goldkugeln), Barbara (Kelch), Margareta (Buch, Drache), Hl. Leonhard (Kette), Pantaleon (??), Blasius (Kerze) und Ägidius (Hirschkuh).

Das rechte Altarbild zeigt die Legende von der Auffindung des Kreuzes durch die hl. Helena. Sie war die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, der das Christentum im römischen Reich als Staatsreligion eingeführt hatte. Sie soll als über 70-Jährige ins Heilige Land gezogen sein, um das Kreuz Christi zu suchen. Dort lässt sie nachgraben und stößt auf drei Kreuze. Welches ist nun das Richtige? Am Fundort wird ein Toter vorbei getragen. Man bringt ihn mit den Kreuzen in Berührung und siehe da, am Kreuz des Herren wird er wieder lebendig.

Alltagsseite – Leid und Martyrium

Die Außenseite des linken Altarflügels zeigt das Martyrium der Katharina: Da sie unbeirrbar an ihrem christlichen Glauben festhielt und sich auch standhaft weigerte, Kaiser Maxentius‘ Frau zu werden, wurde sie zum Tod durch das Rad verurteilt. Als sie aber auf das Rad mit Messern gebunden werden soll, kommt ein Unwetter auf und zerstört das Rad („Radwunder“, oben links im Bild). Das halbe Rad wird so zum Attribut Katharinas. Danach wird sie zum Tod durch das Schwert verurteilt. Hier holt der Scherge zum köpfenden Schlag aus, doch Katharina zeigt keine Angst, und ein feines Lächeln umspielt ihre Lippen: Sie blickt auf Pflanzen und Tiere, die symbolisch auf Christus (Hahnenfuß), die Dreifaltigkeit (Walderdbeere) und die Auferstehung (Libelle, Schmetterling) hinweisen.

Auf der rechten Außenseite wird das Martyrium des Bischofs Livinius dargestellt. Livinius stammte aus Schottland und soll um 400 gelebt haben. Er wurde Bischof von Schottland und zog später nach Brabant, um dort das Evangelium zu verkünden. Fanatische Einwohner, Gegner des neuen Glaubens, foltern ihn, reißen ihm mit einer Zange die Zunge aus dem Mund und enthaupten ihn. Auf halber Höhe ist eine makabre Szene dargestellt: Ein Hund hüpft hoch und schnappt nach der Zunge, die ihm Soldaten zum Fraß vorwerfen.

Sowohl Katharina als auch Livinius erleben schweres Leid und werden durch ihren Märtyrertod zu Jüngern Jesu.