Krell-Altar

Erläutert von Kirchenführerin Gabi Reichenbach

Standort: Vor dem Kaiserfenster im Chorhaupt der Lorenzkirche. Marienaltar, Flügelaltar ca. 1480, unvollständig: Die linke Feiertagsseite mit dem Hl. Jodocus (Jobst) fehlt!

Stifter: Jodocus Krell (um 1415 – 1483), Vikar an St. Lorenz, auf der Mitteltafel links unten dargestellt als Geistlicher ohne Wappen, kniet in Priesterkleidung (schwarzer Talar mit rotem Barett). Stiftung der Altarpfründe (1446) und des Retabels (ca. 1480) durch Magister J. Krell, erster Geistlicher (Altarist) an seinem Altar. Er wurde vor diesem bestattet.

Weihe: Zusammen mit der Hallenchorweihe laut Weihebericht 1472, geführt als Bartholomäus- auch
Helena- (Elena-) Altar.

Künstler: Unbekannt, vermutlich kam er aus der Buchmalerei. Er hat eine Abbildung „Kirche in der Kirche“ geschaffen.

Altartisch: Stipes (Unterbau) und Mensa (Altarplatte) erhalten. Sandstein, auf der rechten Seite Gerätebehältnis mit Eisentüre.

Darstellung

Das Bild enthält die älteste Darstellung unserer Stadt („Erste Postkarte von Nürnberg“). Die Landschaft hinter Maria ist die alte Reichsstadt Nürnberg, liebevoll und im Detail gemalt (Burg, St. Sebald, St. Lorenz, Schmausenbuck, „Weißer Turm“). Laut Weihebericht ist der Altar den Heiligen Bartholomäus, Jobst, Lucia, Ottilie, Barbara und Helena geweiht.

Öffnete man den Altar, blickte man in das Innere einer dreischiffigen Kirche. Davor sitzt Maria mit Kind (ohne Bauchnabel), flankiert von den Heiligen Barbara (mit Kelch) und Bartholomäus (mit Messer). In den beiden mit Balken flachgedeckten Seitenschiffen stehen rechts die Hl. Helena (mit Kreuz) (jetzt rechts neben dem Altar separat aufgehängt) und links der Hl. Jodokus/Jobst (Pilgerstab und -hut, Buch) (jetzt in Privatbesitz).

Ikonographie

Tafel geöffnet: Jobst – Bartholomäus – Madonna – Barbara – Helena

Predella geöffnet: 6 Apostel mit Christus – Maria und 6 Apostel

Tafel geschlossen: Jobst – Bartholomäus – Barbara – Helena

Predella geschlossen: Laurentius (mit Rost) – Stephanus (Buch mit Steinen) – Vincenz (mit Zange) – Sebastian (mit Pfeilen) – Agnes (Lamm) – Dorothea (Korb) – Lucia (Schwert) – Ottilia (Nonne mit Buch u. darauf liegenden Augen)

Wegen des Fehlens der Feiertagsseite des linken Drehflügels (Hl. Jodocus/Jobst) ist heute eine Wandlung des Altares in Feiertags- und Alltagsseite nicht mehr vollständig möglich. Die derzeitige Aufstellung ist ein Kompromiss nach der Restaurierung von Oellermann 1966/67:

Die unbeweglichen Standflügel links und rechts der Mitteltafel sind in der originalen Position. Die Außenseite des linken Drehflügels (Bartholomäus) befindet sich separat links neben dem Retabel. Rechts neben dem Altar hängt die Innenseite des rechten Drehflügels (Helena).

Mit ein wenig Phantasie kann man sich jetzt vorstellen, wie der Altar ursprünglich aussah:

Im geschlossenen Zustand (Werktagsansicht) links Hl. Bartholomäus und Hl. Jodocus und rechts Hl. Barbara und Hl. Helena vor rotem Brokatvorhang stehend. Wurde der Altar an Feiertagen geöffnet, sah man auf der Mitteltafel Maria mit dem Kind im Mittelschiff einer Kirche sitzend, flankiert von Hl. Bartholomäus und Hl. Barbara vor rotem Brokat-Vorhang, sowie auf den beweglichen Flügeln die Heiligen Jodocus und Helena vor grünem Vorhang in den flach gedeckten Seitenschiffen. Auf diese Weise wurden Werktags wie Feiertags die Heiligen Jodocus, Bartholomäus, Barbara und Helena jeweils in der gleichen Reihenfolge gezeigt. Nur Maria mit dem Kind war werktags verborgen.