Epitaph für Friedrich Schön

Erläutert von Kirchenführer Gerhard Kragler

Geschichte

Sie stehen vor dem Epitaph für Dr. Friedrich Schön, Theologieprofessor und Prediger an St. Lorenz. Nach seinem Tode im Jahre 1464 stifteten seine Hinterbliebenen diese Totengedenktafel.

Zugeordnet wird das Tafelbild dem Meister des Wolfgangaltars (in der östlichsten Kapelle dieses Seitenschiffs).

Beschreibung

Alle auf diesem Epitaph gemalten Geschichten kreisen um das zentrale Thema der Menschwerdung Gottes: Jesus, Sohn Gottes, geboren von Maria, kommt zur Erde.

Der erste Eindruck,  den das gesamte Bild vermittelt, ist wohl: es erstrahlt golden. Damit ist klar, dass dieses Bild noch der Zeit des ausgehenden Mittelalters zuzuordnen ist. Gold im Hintergrund, golden der Himmel, das sind eindeutige Fingerzeige für eine derartige Datierung.

Der Künstler hat das Bild unter Einbeziehung der mittelalterlichen Zahlensymbolik  theologisch „durchkonstruiert“: Die Zahl „Drei“ steht für das Göttliche, die Dreifaltigkeit. Die Zahl „Vier“ bezieht sich auf das Diesseitige (vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen).

Das Zentrum bildet ein Viereck, welches eingespannt ist in eine es umgebende Raute, die sich wiederum in ein zweites, äußeres Rechteck einfügt. Die vier Ecken der Raute tragen Medaillons. Auf diese Weise schuf der Künstler 13 voneinander unabhängige Bildflächen auf denen er Geschichten erzählt.

In dem zentralen Rechteck sehen wir die Weihnachtsgeschichte. Die Krippe fehlt. Das Jesuskind liegt wie eine „Sturzgeburt“ auf der Erde und wird von Maria und Josef sofort angebetet. Die beiden knieenden Figuren, Maria und Josef, richten ihre Blicke auf einen goldenen Heiligenschein, der wie eine Mandorla das nackte Kind umgibt. Geflügelte Engel über der Dachschräge sowie Ochs und Esel, rechts neben Maria, vervollständigen das gewohnte Weihnachtsbild.

Der viereckige Rahmen sagt uns: es geht um Diesseitiges. Mitten hinein also in dieses irdische Quadrat wird der Gottessohn gelegt.

Das zentrale Viereck wird von vier Dreiecksbildern ergänzt. Im Uhrzeigersinn an der Spitze beginnend, erkennt man den Pelikan mit seinen Jungen, den Phönix, den Löwen mit seinen Jungen und das Einhorn. Diese Tierdarstellungen gelten als Christussymbole.

Die vier Medaillons an den Ecken der Raute zeigen die Symbole der vier Evangelisten. Oben beginnend im Uhrzeigersinn:  Der Adler steht symbolisch für Johannes, der Löwe für Markus, der Stier für Lukas und der Engel für Matthäus. Die Evangelisten tragen die frohe Botschaft in alle vier Himmelsrichtungen.

Und schließlich die Bildecken: Vier Szenen aus Geschichten, die im Alten Testament nachzulesen sind, vervollständigen die Tafel. Vier Bilder, die ihre Bedeutung für den Glauben an die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens haben. Im Uhrzeigersinn von oben beginnend „Der brennende Dornbusch“, „Der Stab des Aaron“, „Die verschlossene Tempelpforte“ und „Das Vlies des Gideon“.

In diesem letzten Bild kniet in weißem Chorgewand Dr. Friedrich Schön und blickt anbetend auf das, was sein ganzes Leben geprägt hat: Die Menschwerdung Gottes.