Die Katharinentafeln

Erläutert von Kirchenführer Thomas Rothe

Geschichte

Der Altar wurde zwischen 1500 und 1505 von Georg Fütterer für die Klosterkirche der Dominikanerinnen St. Katharina in Nürnberg gestiftet.

Es handelte sich um einen als Wandelaltar gestalteten Schreinaltar mit durchaus ungewöhnlicher Aufteilung: Ein Tableau aus 3 x 3 Tafelbildern bildete die Alltagsseite. Zur Festtagsansicht konnte die mittlere Bildreihe nach unten geklappt werden und gab so den Blick auf den Schrein frei, in dem sich eine Figurengruppe der Grablegung Katharinas befand.

Der Künstler der Tafelbilder ist unter dem Notnamen „Meister der Nürnberger Katharinentafeln“ bekannt. Die Schreinfiguren werden dem Umfeld des Veit Stoß zugeschrieben.

Im 19. Jh. wurde der Altar zerlegt und z.T. verkauft. Heute hängen 7 der ursprünglich 9 Tafelbilder  hier in der Lorenzkirche, die Schreinfiguren befinden sich im Germanischen Nationalmuseum.

Bildprogramm der Tafeln

Die oberste Reihe zeigt drei Szenen aus der Katharinenlegende, die das Thema “Bekehrung zum christlichen Glauben” behandeln.

Bild 1: Die Königstochter Katharina wird von einem Einsiedler zum Christentum bekehrt und gelobt lebenslange Jungfräulichkeit.

Bild 2: Vor dem römischen Kaiser diskutiert  Katharina mit den 50 besten Philosophen des Reiches und bekehrt diese zum Christentum.

Bild 3: Die ins Gefängnis gesperrte Katharina bekehrt die Kaiserin  – diese wird deshalb hingerichtet (Nebenszene oben links).

Die mittlere Reihe stellt drei Szenen zum Thema “Martyrium” dar.

Bild 4: Der Kaiser lässt die bekehrten Philosophen verbrennen.

Bild 5: Katharina soll mit einem messerbestückten Räderwerk hingerichtet werden, weil sie sich standhaft weigert die Frau des Kaisers zu werden. Ein Sturm zerstört die Maschinerie und tötet die Schergen (Radwunder).

Bild 6: Enthauptung der Katharina

Die untere Reihe enthielt links und rechts die Stifterbilder, während das mittlere die Grablegung der hl. Katharina darstellte.

Bild 7: Stifterbild des Georg Fütterer mit vier Söhnen und dem hl. Andreas

Bild 8 (verschollen): Drei Engel entführen den Leichnam Katharinas nach Sinai.

Bild 9 (verschollen): Beide Ehefrauen des Georg Fütterer mit fünf Töchtern und dem hl. Bartholomäus

Die Wahl von Andreas und Bartholomäus als Fürsprecher deutet auf den „Broterwerb“ des Stifters hin: er war Montanunternehmer und Bergwerksbesitzer – die beiden Heiligen waren Patrone der Bergleute.

Katharina als Patronin

Katharina gehört zum Kreis der 14 Nothelfer und gilt als Patronin der Mädchen und Jungfrauen, der Schüler, Lehrer, Theologen, Philosophen, Anwälte und der Universitäten (Disputation mit den Philosophen). Zugleich ist Katharina aber auch die Schutzheilige für alle Berufe, die in irgendeiner Weise mit dem Rad oder dem Messer zu tun haben (Martyrium). Wegen ihrer Schönheit wurde sie auch zur Patronin der Pariser Schneiderinnen.

Diese Vielzahl und Vielfalt von Patronaten erklärt sich aus den fünf Haupttugenden der Katharina, die in der Legenda aurea besonders hervorgehoben werden: Standhaftigkeit im Glauben, keusche Reinheit, Weisheit, Redegewandtheit und besondere Würdigkeit.

Aus Tätern werden Opfer

Katharinas Geschichte weist starke Parallelen zur historischen Hypatia von Alexandria auf, einer heidnischen Lehrerin und Philosophin, die im Jahre 415 von Christen ermordet wurde. Hypatia war Jungfrau und berühmt für ihre Tugend, Schönheit und Weisheit. Der Passionscharakter ihres grausamen Todes könnte als Motivation für eine Umdeutung in die christliche Legende gedient haben.