Schmidmayer-Fenster

Erläutert von Kirchenführer Gerhard Kragler

Geschichte

Das Schmidmayer-Fenster datiert aus dem Jahr 1509. Es zeigt oberhalb der Wappenzeile sechs Scheiben mit Bildern aus der Laurentius-Legende.

Die Stifterfamilie Schmidmayer beauftragte Albrecht Dürer und seine Werkstatt mit der Ausführung eines Glasfensters für die Lorenzkirche. Thema für den abzubildenden Bilderzyklus sollte die Laurentius-Legende sein. Dürer zeichnete die Entwürfe für die Glasbilder selbst.  Nur einer dieser Entwürfe hat sich im Original erhalten (Martyrium des Laurentius) und befindet sich heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Eine zweite Skizze ging im letzten Weltkrieg verloren.

Die Ausarbeitung der Vorlagenkartons in Originalgröße und die Überwachung der Fensterfertigung in der renommierten Werkstatt des Veit Hirsvogel übertrug Dürer seinem Mitarbeiter Hans von Kulmbach und ließ ihm dabei weitestgehend freie Hand.

Beschreibung

Die obere Reihe der Scheiben zeigt Szenen aus dem Leben des Laurentius. Er, der Namenspatron unserer Kirche, war zur Zeit des römischen Kaisers Valerian als Archidiakon des Papstes Sixtus II tätig. Als Sixtus wegen des Feierns einer Messe  hingerichtet werden sollte, verabschiedete er sich vor der Hinrichtung von Laurentius und beauftragte ihn, das Kirchenvermögen an die Armen zu verteilen (1. Scheibe).

Die anschließende Scheibe zeigt, wie Laurentius den Kirchenschatz, dessen Herausgabe der römische Kaiser gefordert hatte, an die Armen der Stadt Rom verteilt. Der Affe ganz oben im Bild zeigt wohl das Lachhafte der Szene, denn nun konnte Laurentius dem Kaiser das Heer der Armen Roms zu Recht als den „Schatz der Kirche“ präsentieren.

Nun wusste der Kaiser aber auch, dass diesem Heiligen  große Kräfte nachgesagt wurden. Durch sein Gebet konnte er sogar eine schwere Götzensäule zum Einsturz bringen. Verblüfft schaut der Kaiser zu, dass – wie bei einem Exorzismus – ein geflügelter Dämon die Flucht ergreift. (3. Scheibe).

In der Folge ließ der Kaiser Laurentius verhaften. Unter einem roten Baldachin sitzend verkündet der Kaiser das Todesurteil. Tod „auf dem Rost“ durch Verbrennen bei lebendigem Leib (4. Scheibe).

Die letzten zwei Scheiben dieser Zeile zeigen die grausame Hinrichtung. Besondere Beachtung verdienen die drei Schergen, die das Feuer schüren und den Gemarterten auf dem Rost festhalten. Allein sie zeigen die Grausamkeit der Hinrichtung. Im Gegensatz dazu steht der Affe, der möglicherweise auf den legendarischen „Scherz“ des Laurentius hinweist, man möge ihn wenden, denn der Rücken sei bereits gar.

So kam unser Kirchenpatron zu seinem Attribut, und immer wenn Sie einen Heiligen mit einem Rost sehen, dann ist das der hl. Laurentius.

In der unteren Zeile sind sechs Scheiben mit Wappendarstellungen. Mit einer Ausnahme – die zweite Scheibe von links – zeigen die Darstellungen jeweils zentral das Wappen von Angehörigen der Familie Schmidmayer: jeweils drei auf der Trennungslinie schräg rechts balkenweise gelegte Rosen in verschiedenen Farben. Die zweite Scheibe von links zeigt das Wappen einer Familie Marb aus Nürnberg. In diese Familie hatte eine Schmidtmayer-Tochter eingeheiratet. Die kleinen Wappen im linken unteren Eck – sog. Beischilde – repräsentieren jeweils die Familien der Ehefrauen.