Nikolausaltar

Erläutert von Kirchenführer Willi Bartenschlager

Die Tafelbilder des Nikolausaltars (1500/1510) stammen von Hans Süß von Kulmbach. Er kam um 1505 in engeren Kontakt zu Dürer. Seit 1511 leitete er eine eigene Werkstatt.

Bereits um 1437 stiftete der Patrizier Niklas Koeler seinem Namenspatron einen Altar in der Lorenzkirche. Um 1500 hat sein Neffe Jörg Koeler diesen Altar „von neuem machen lassen“. Der Altar, ein Schreinaltar mit zwei klappbaren Flügeln, ist leider nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Die Flügel mit Nikolaus und Oswald bildeten früher die Außenseiten, denn sonst wäre ja bei geöffnetem Schrein, so wie heute, der hl. Nikolaus zweimal zu sehen gewesen. Die ursprüngliche Absicht war, sowohl bei geöffnetem wie bei geschlossenem Schrein den Titelheiligen des Altares sichtbar zu machen. Die beiden Standflügel mit den hl. Cosmas und Damian befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum.

Altarschrein

Der geöffnete Altarschrein zeigt Vollplastiken des hl. Urich und des hl. Nikolaus. Beide sind mit prächtigen Goldgewändern und Mitren als Bischöfe dargestellt. Ulrich, Bischof von Augsburg, hält mit der rechten Hand einen Bischofsstab mit Kleeblattkreuz und in der linken ein Buch mit einem Fisch. Laut Legende verwandelte er in der Fastenzeit ein Stück Fleisch in einen Fisch. Die geöffnete rechte Hand Nikolaus‘ lässt auch hier einen nicht mehr vorhandenen Stab vermuten; in der Linken ein Buch mit drei goldenen Kugeln.

Seitliche Flügel

Der hl. Oswald und der hl. Nikolaus rahmen den Altarschrein ein. Links der hl. Oswald als König. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie in der linken Hand einen Raben, sein Symbol. Ein alter Einsiedler berichtete Oswald von Pia, der wunderhübschen Tochter des Heidenkönigs Gaudon. Der König jedoch ließ ausnahmslos jeden Brautwerber seiner Tochter töten. Oswald hatte einen klugen Plan: Er beschloss, seinen zahmen Raben als Werber auszusenden. Oswald schrieb einen langen Liebesbrief und steckte ihn gemeinsam mit einem kostbaren goldenen Ring in den Umschlag. Er befestigte den Brief im schwarzen Gefieder seines Freundes. Dann schickte er den Raben zu seiner begehrten Pia in Gaudons Königreich. Ende gut – alles gut.

Rechts ist noch einmal Nikolaus als Bischof mit drei goldenen Kugeln abgebildet.

Nikolaus

*     um 280/286 in Patara, heute Ruinen bei Kalkan (Türkei)

†     6. Dez. zwischen 345 u. 351 in Myra, heute Demre (Türkei)

Die frühmittelalterliche Basilika in Myra enthält das leere Grab von Nikolaus.

Attribute: Bischof, drei Goldkugeln, drei Brote, drei Äpfel, drei Steine…

Sein Onkel, Bischof von Myra, weiht Nikolaus mit 19 Jahren zum Priester und zum Abt des Klosters von Sion. Seine Eltern sterben an der Pest und Nikolaus verteilt das ererbte Vermögen an Arme.

Legende

Ein Vater hatte kein Geld für die ausreichende Mitgift von drei Töchtern. Nikolaus wirft an drei Tagen Gold durchs Fenster und bewahrte sie so vor der Prostitution. Deshalb gilt Nikolaus als Geber guter Gaben, Freund (Geschenke im Stiefel) und Patron der Kinder, Schüler, Mädchen, Jungfrauen …

Martin Luther lehnt in einer Predigt 1527 die Legende um Nikolaus als “kyndisch Ding” ab. Trotzdem sind in einer Haushaltsrechnung aus dem Jahr 1535 Ausgaben für 135 Nikolausgeschenke für betreute Kinder sowie Jahrmarktsgeschenke für das Gesinde aufgeführt.