Dreikönigsaltar

Erläutert von Kirchenführer Willi Bartenschlager

Der Dreikönigsaltar, um 1460/65 entstanden, wird Hans Pleydenwurff zugeschrieben. Der Meister verstarb 1472, und 1473 heiratete Michael Wolgemut, der spätere Lehrmeister Albrecht Dürers, die Witwe Barbara und übernahm die Werkstatt des Hans Pleydenwurff.

Wir sehen einen dreiflügeligen Altar, der wie ein Bilderbuch zu uns spricht. Da zur Entstehungszeit nur der Klerus und vereinzelt Adlige und gebildete Ratsherren lesen und schreiben konnten, wurde im Mittelalter viel mit Symbolen (Zahlen, Farben…) gearbeitet.

Mitte: Anbetung der Könige

Seit dem 12. Jahrhundert wurden bei der Darstellung die drei Lebensalter (Greis, mittleres Alter, jung) unterschieden. Sie bringen als Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe und verkörpern nach damaligem Verständnis die drei bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika.

Im Vordergrund der greise König im kostbaren Brokatmantel. Er hat seine Krone abgelegt, küsst ehrfürchtig Jesus die Hand und erweist ihm so seine Reverenz. Der zweite stellt sein Geschenk auf den Tisch. Der dritte, ein Jüngling, ist modisch gekleidet (kurzer Mantel, enge Beinkleider, rote Schnabelschuhe). Sein Diener verkörpert den schwarzen Kontinent. Josef kommt mit einem Krug aus dem Haus und verschüttet vor Aufregung das Getränk. Im Hintergrund ein schier endloser Zug mit Gefolge, die drei Königsbanner und eine Stadt (Jerusalem?) mit Befestigung und Toren. Da weder Jerusalem noch Bethlehem am Meer liegen, ist der Hintergrund wohl dem Einfluss der niederländischen Malerei geschuldet.

Links oben: Verkündigungszene

Der Engel schwebt, hält mit der linken Hand eine Art Zepter und segnet Maria. Sie sieht den Engel nicht an sondern vernimmt die frohe Botschaft mehr mit dem Ohr als mit dem Auge. Marias Haar ist offen, ein Zeichen der Jungfräulichkeit. Die Inschrift im Nimbus ist ein Hinweis auf ihre unbefleckte Empfängnis (ohne Erbsünde geboren). Dazwischen eine Lilie mit drei weißen Blüten (Farbe der Reinheit). Dahinter in der Balustrade sind die Umrisse der Gesetzestafeln (Zehn Gebote) auszumachen. Links oben nur undeutlich auf Goldgrund: Gottvater.

Links unten: Christi Geburt

Jesus mit Strahlenkranz liegt nicht in der Krippe sondern auf Marias Mantel. Dies geht zurück auf die Visionen der hl. Birgitta von Schweden. Jesus erhebt drei Finger zum Gruß; drei Engel haben die Hände zum Gebet gefaltet und halten Wacht. Einen Stern sucht man vergeblich. Im Hintergrund im mittleren Fenster ein Engel in rotem Gewand, der die frohe Botschaft verkündet und die Hirten zur Krippe geführt hat. Alle haben den Blick nach unten auf Jesus gerichtet. Zwischen den Ritzen des Bodens wachsen Pflanzen.

Rechts oben: Flucht nach Ägypten

Maria reitet auf einem Esel und hält das Kind eng an sich gepresst. Josef schaut voller Sorge nach Maria mit dem Kind. Um den Hals trägt er eine Wasserflasche mit einem Trichter.

Rechts unten: Kindermord zu Bethlehem

Hier kommt die ganze Grausamkeit des Kindermords ins Bild. Herodes in der Mitte gibt die Anweisung, alle Knäblein unter zwei Jahren zu töten. Die Schergen führen den Befehl ungerührt aus. Die Frauen im Hintergrund weinen und wehklagen. Rechts hinten gießt eine Frau im roten Kleid Blumen auf einer Fensterbank. Vielleicht eine Botschaft der Hoffnung – das Leben geht weiter, trotz des grausamen Geschehens.